Obdachlos

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Und das nicht erst seit gestern. Man beobachtet seit deraumer Zeit, dass die reichen Bewohner dieses Landes immer reicher werden, die armen immer ärmer. Ganz am unteren Ende findet man die Bürger, die ihre Wohnung verloren haben und auf der Strasse leben, und damit von einem menschenwürdigen Dasein nur noch träumen können.
Wie kommt es, dass die Reichsten ungestört vielen Mitbürgern ein Leben in Menschenwürde verweigern? Wieso ertragen Staat und Gesellschaft ein solches Armutszeugnis, eine solche Schande?
Sicher gibt es viele Hilfsangebote. Aber ist eine Übernachtung in einer Sammelunterkunft, in der man befürchten muss, am nächsten Morgen keine Schuhe mehr zu haben, menschenwürdig? All diese samaritären Hilfen lindern die akute Not der Betroffenen, aber sie verhelfen ihnen nicht zu einem menschenwürdigen Dasein.
Auch Hilfs- und Präventionsprogamme von Politik und Verbänden sind vorhanden und sie sind wichtig. Aber offenbar reichen sie nicht aus, um den Armen und Ärmsten nachhaltig zu helfen.
Nur die Gesellschaft kann dafür sorgen, dass keines ihrer Mitglieder ausgegrenzt wird. Zur Gesellschaft gehören nicht nur helfende Menschen, tatkräftige Vereine und Verbände, sondern auch die gewählten Vertreter, die mit ihrer Macht auch eine Fürsorgepflicht erworben haben. Sie sind aufgerufen die Rahmenbedingungen zu schaffen und die Mittel bereitzustellen, um den Ärmsten der Gesellschaft zu ermöglichen, vom Almosenempfänger zum eigenverantwortlichen, menschenwürdigen Leben zurückzufinden.
Solange nicht erkennbar wird, dass durch die Arbeit der Volksvertreter in Bund, Ländern und Kommunen, dass trotz aller Bemühungen die Zahl der Obdachlosen rückläufig ist und in absehbarer Zeit verschwindet, müssen diese Volksvertreter sich den Vorwurf gefallen lassen, den Artikel 1 des Grundgesetzes zu missachten.

Beitragsbemessungsgrenze

Warum gibt es die Beitragsbemessungsgrenzen überhaupt?
Denn eigentlich sind die Renten-, Sozial- und Krankenversicherungen ja Systeme zur gesellschaftlichen Solidarität. Wer aus welchen Gründen auch immer die Existenz bedrohende Einkommensverluste erleidet, soll Unterstützung von der Gesellschaft erhalten.

Je besser ein Mitglied der Gesellschaft wirtschaftlich gestellt ist, dest leichter wird es ihm auch fallen, sein Scherflein zur Solidarität mit den Armen und Schwachen beizutragen.

Ich finde die Beitragsbemessungsgrenze ungerecht und unsozial, denn warum sollen die Menschen, deren Gehalt über dieser Grenze liegt (so wie ich z.B.) nicht denselben Prozentsatz in die Solidarkassen bezahlen wie die Mitmenschen mit einem Gehalt darunter?

Durch Anpassung der Prozentsätze könnte man die gleiche Gesamtsumme erreichen. Es ist zu erwarten, dass die Prozentsätze durch die Anpassung sogar sinken werden.
Dies würde zu einer Entlastung der sozial Schwächeren führen ohne damit die Stärkeren unverhältnismäßig zu belasten, ein kleiner Beitrag die sog. „Schere zwischen Arm und Reich“ etwas zu schließen.

Grundeinkommen und Bürgergeld

Zwei Begriffe, die das gleiche meinen: Der Mensch wird vom Zwang befreit, für seine Existenzsicherung zu arbeiten. Stattdessen kann er ohne Existenzängste seinen Neigungen und Fähigkeiten folgen und damit der Gesellschaft ein vielfaches zurückgeben.
Eine Einführung dieses Grundeinkommens würde auch die Artikel 1, 2 und 13 in ihrer Umsetzung im Alltag bestärken.

Die Vorteile sind offensichtlich. Der Mensch kann sich mit seiner Arbeit auf seine Neigungen und Fähigkeiten konzentrieren. Dadurch steigt durch die Freude und Erfüllung bei der Arbeit, nicht nur die Lebensqualität steigt, sondern auch die Produktiviät; ein immenser Vorteil für den Arbeitgeber. Mitarbeiter, die für ihre Arbeit „brennen“ sind produktiver, haben weniger Ausfälle und sind ganz allgemein sozial verträglicher. Kein Mensch muss mehr Arbeit verrichten, die ihm nicht liegt, die ihm keine Freude und keine Erfüllung bringt, die ihn im schlimmsten Fall krank macht. Die steigenden Zahlen der (erfassten) psychischen Erkrankungen zeigen die Zahl der Betroffenen des schlimmsten Falls. Der  Mensch erhält einen zusätzlichen Freiheitsgrad, kann sich damit intensiver mit sich und seinen Vorstellungen auseinandersetzen. Das Ziel jedes Menschen, die Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide zu erreichen, rückt damit ein Stück näher.
Ein Arbeitnehmer ist nicht mehr gezwungen unannehmbare Arbeiten mit schlechter Bezahlung zu akzeptieren um seine Existenz zu sichern. Als eine Konsequenz folgen dann Löhne und Gehälter dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Das jetzige Wertesystem unserer Gesellschaft, nachdem z.B. verantwortungsvolle Sozialaufgaben weniger „wert“ sind als volkswirtschaftlich sich verheerend auswirkende (Fehl-) Entscheidungen von Topmanangern basiert auf einem Leistungsgedanken, der sich am Kapital orientiert, aber nicht am Leben und am Wohlergehen der Menschen. Mit der Umstellung auf das Grundeinkommen und damit auf das Prinzip Angebot und Nachfrage würde sich dieses Wertesystem zum Wohle der Menschen verändern. Selbst für Aufgaben, die nicht sehr beliebt sind oder die eigentlich keiner machen will, werden sich in diesem System, in dem jeder hinter seiner Arbeit steht und einen Sinn oder Notwendigkeit darin sieht, Menschen finden, die sie erledigen, schlicht weil sie gemacht werden müssen.
Das Beziehen eines Grundeinkommens ist mit der Würde des einzelnen verträglicher als die jetzige Praxis der Antragstellung, Prüfung und Bewilligung resp Ablehnung von sozialer Unterstützung. Die jetzigen Hartz-IV-Gesetze stehen in krassem Widerspruch zum Grundgesetz, viele Arbeitnehmer der Mittelschicht spüren das Damokles Schwert des Verlusts der Würde durch diese Gesetze.
Das Grundeinkommen könnte sogar vermeiden, dass Menschen obdachlos werden oder betteln.

Ein immenser Bürokratieabbau ist der Einführung des Grundeinkommens verbunden. Keine Sozialversicherungen mehr, keine gesetzliche Rentenversicherung, kein Kindergeld. Alle Verwaltungsaufgaben einschließlich Antrags-, Prüfungs- und Bewilligungsverfahren sowie operative Prozesse werden überflüssig. Die damit verbundenen Kosten entfallen ebenfalls, was einen teil der Kosten für das Grundeinkommen decken würde.

Die Frage nach der inneren Einstellung des Menschen stellt sich kaum, in den USA beispielsweise überhaupt nicht. Dort sieht man das Grundeinkommen als Chance den American Dream zu leben. Zweifellos wird es einen Prozentsatz an Mitbürgern geben, die sich mit dem Grundeinkommen ihr Leben einrichten und damit zufrieden sein werden. Die Zahl der Versicherungsbetrüger und Steuerhinterzieher richtig heute schon deutlich größeren Volkswirtschaftlichen Schaden an.
Die überwältigende Mehrheit jedoch will mehr, mehr Befriedigung, mehr Anerkennung, mehr Macht, mehr Geld. Diese Gier wird die Menschen nicht verlassen nur weil sie ein Grundeinkommen beziehen.

Die heute vielfach verbreitete Vorstellung, der Mensch habe nur eine „Existenzberechtigung“, wenn er sich „durch eigener Hände Arbeit“ ernähren könne geht an der Realität vorbei. Tatsächlich sind es nur wenige Jahre, in denen dies den Menschen, und im übrigen längst nicht allen, möglich ist. Als Kind und als Greis ist er auf die Hilfe anderer angewiesen. Die Krone der Schöpfung ist also von der Natur als soziales Wesen angelegt, der Starke hilft dem Schwachen. Darin ist Erfolg der Spezies Mensch, der sich die Erde untertan gemacht hat, begründet.

Die Kosten für das Grundeinkommen müssen von der Gesellschaft aufgebracht werden. In unserer hochentwickelten globalen Zivilisation ist vieles davon heute schon verwirklicht, wenn auch in anderer, meist komplexerer Form. Letztendlich muss das Grundeinkommen von allen Bürgern finanziert werden, sei es über direkte und indirekte Steuern oder über die Preise der konsumierten Produkte und Dienstleistungen. Dies stellt aber keine grundsätzliche Neuerung im Vergleich mit den bekannten Solidargemeinschaften und Generationenverträge dar, es ändert sich letztendlich nur die Form. Dabei ergeben sich aber zusätzliche Möglichkeiten für die persönliche Lebensgestaltung eines jeden, der dieses Privileg nicht schon immer genießen konnte auf Grund seiner wirtschaftlichen Situation. Dies wird unsere Gesellschaft verändern, es wird sie auf eine neue Entwicklungsstufe stellen mit höherer Lebensqualität für alle.

Wer sich gegen das Grundeinkommen ausspricht, wird auch ernstzunehmende Gründe finden. Wer sich dafür ausspricht wird unermüdlich nach Wegen zur Realisierung suchen.
Aber erst wenn die Zeit dafür reif ist, werden die Menschen diesen Entwicklungsschritt vollziehen.

Freiheit und Disziplin

Sartre sagt: „Es gibt keine Natur des Menschen, die den Menschen festlegt, sondern der Mensch ist das, wozu er sich macht.“

Der Mensch als Individuum wird, aus menschlicher Sicht betrachtet, zu einem zufälligen Zeitpunkt an einem zufälligen Ort geboren. Sein Gehirn hat sich zu diesem Zeitpunkt neun Monate lang entwickelt. Es ist zu diesem Zeitpunkt fähig den Körper am Leben zu erhalten sofern andere Lebewesen in seiner Umgebung diesen Körper mit Energie versorgen. Es folgt eine weitere mindestens 15 Jahre dauernde Wachstums-, hauptsächlich aber auch Entwicklungsphase. Reize der Umwelt, bisher gefiltert durch den Körper der Mutter, erreichen jetzt direkt den Körper, dessen Sensoren sie aufnehmen und an das Gehirn weiterleiten. Dort führen diese nahezu unendlich vielen Reize zu einem ständigen Wachsen, Ändern und Vergehen von Strukturen. Irgendwann entwickelt sich zu einem zufälligen Zeitpunkt ein Bewusstsein, der Mensch erkennt sein Sein, sein Ich. Das Ich beginnt sein Handeln zu bestimmen, zu kontrollieren.

Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts.  (Wikipedia, 2013)

Dieser Freiheitsbegriff setzt ein bewusstes Ich voraus, ohne dieses Ich ist keine Abgrenzung zur Außenwelt möglich, ebensowenig wie das Wahrnehmen und Erkennen von Möglichkeiten und Alternativen. Dieser Freiheitsbegriff setzt auch voraus es gibt eine Kontrollmöglichkeit für das Tun und Handeln.

Zunächst, in der Prä-Ich Phase, haben die Lebewesen in der direkten Umgebung einen gewissen Einfluß auf die Reize, die das junge Gehirn strukturieren, auf die Reize selbst, deren Abfolge, Häufigkeit, Intensität, Dauer. Aber auch dieser Einfluß ist dem Zufall unterworfen, wobei Zufall hier das Eintreten eines Ereignisses meint, dessen Ursachen und Abhängigkeiten für den Menschen nicht erkennbar sind. Denn auch die Lebewesen in der direkten Umgebung des jungen Menschen wurden zu einem zufälligen Zeitpunkt an einem zufälligen Ort geboren; ihre Gehirne, denn dort vermutet man derzeit den Ort des Bewusstseins, und damit ihr Bewusstsein entwickelten sich demzufolge unter denselben Randbedingungen was die Zufälligkeit betrifft.

Dieses bewusste Ich, kurz: Bewusstsein, ist also ein zufälliges, genauso zufällig wie der Zeitpunkt und der Ort der Geburt seines Wirtskörpers, genauso zufällig wie die Abfolge und die Intensität der Reize die das Gehirn strukturierten und es bis zu seinem Tode weiter strukturieren. Dieses Bewußtsein ist ein Produkt einer zufälligen Struktur, das der Kontrolle durch den Menschen deshalb weitgehend entzogen ist.

Die Alternativen, die wahrgenommen und erkannt werden, i.a.W. die der Mensch in seinem Bewusstsein findet, und zwischen denen frei ausgewählt werden kann, werden deshalb wahrgenommen und erkannt, weil das Gehirn einen Teil der Reize anders aufgenommen und weiterverarbeitet hat als andere. Diese Verarbeitung im Gehirn beruht aber auf der – zufälligen – Entwicklungsgeschichte des Gehirns, müssen daher als ebenso zufällig betrachtet werden. Dieselben Strukturen aber entscheiden nun, oder wählen nun, was man demzufolge als zufällig betrachten muss.

Man darf durchaus so weit gehen und das Bewusstsein als Beobachter des eigenen Handelns zu erkennen.

Valter Miegas 2013-02-10